Thorsten Tietz dreimal „spektakulär“
Mykola Volf Meister der Franzosen-Oxidizer wie verwandelt-wichtiger Punkt für Andre Pögel
Berlin-Mariendorf, Mittwoch, 25. Dezember2019.Nieselregen und 8 Grad verbreiteten wenig weihnachtliche Stimmung zu wegen der Vorgaben der französischen Wettorganisation PMU ungewohntfrüher Stunde am ebenso ungewöhnlichen Renntag. Der Chronist kann sich nicht erinnern, dass auf der Derby-Bahn schon mal am 1. Weihnachtsfeiertag Pferde um die Wette gelaufen sind. Die scherten sich wie die zweibeinigen Aktiven vor undhinter den Kulissen nicht um die widrigen Bedingungen, stapftenab 11.00 Uhr munter durch den Matschund machten vor allem die Favoriten-Wetterfroh.
Wenig zu begeistern vermochte ausgerechnet die beste Tagesklasse, was auch an Opalis‘ schwerem Bänderstartfehler lag. Anders als zuvorversuchte sich Glaedarmal wieder aus der Pole Position, durfte einen ersten Kilometer in schon wieder erwähnenswerten 1:20 abbummeln und absolvierte die zweite Halbzeit in 1:13. Da vermochtenselbst Prince of Persia und Adonis CG keinen Umsturz anzuzetteln, womitThorsten Tietz‘Rechnung voll aufging: „Die Verfassung vom Derby-Meeting hat Glaedar nach seiner Krankheit noch nicht, ist aber auf bestem Weg dorthin.“ Weil man auf einem Bein bekanntlich auf Dauer schlecht stehen kann, legte der 42jährige noch einen drauf. Erneut fiel die Vorentscheidung in einem üppigen 13-Pferde-Pulk am Start, den Paris Turffliegend hinbekam, anschließendviele Reserven sparen konnte, weil sich die Speed-Pferde (zu) lange bedeckt hielten, an der letzten Ecke so entschlossen wie kraftvoll den Sack zubandund sich stilvoll in eine kleine Pause verabschiedete, die ihm der Trainer im Anschluss zugestand.
Einmal auf den Geschmack gekommen, ließ Mariendorfs Lokalmatador des Wendlers „Spektakulär“ zur Siegerehrung gleich noch mal auflegen. Ebenso unspektakulär wie Paris Turf entledigte sich die weiter gesteigerte Timoka Cornerihrer Rivalen, „obwohl sie einiges tun musste, um in Front zu kommen. Nach One more Dreams Aussetzer vor der Tribüne musste ich nur noch It’s it lange genug kontrollieren.“ Das gelang perfekt, und das hat Timoka Corner nun vom zweiten Siegan der Strippe: „Eigentlich sollte sie längst in die Winterruhe, aber nach dem unaufhaltsamen Aufschwung darf sie noch ein bisschen weiter machen.“
Reiche Bescherung gab’s desgleichen für Mykola Volf, der sich dieses Weihnachtsfest rot im Kalender anstreichenwird. Gleich zweimal durften die „Trotteurs Français“ ran, und beide Male heimste der Gast aus Tschechien die Lorbeeren ein. Bei den etwas Ärmeren, bei denen viel gesprungen bzw. wenig eleganter Trab an den Tag gelegt wurde, bestätigte der dreijährige Gaillard des Lucasden Erfolg beim bisdatoeinzigen Auftritt vor 364 Tagen in Cabourg und gewann trotz ziemlich weiter Wege vor den „Berlinern“ Fandjo und Eduardo de l’Aumoy, der seinen aktuellen Karlshorster Sieg nur bedingt zu bestätigen vermochte. „Ein gutes Pferd, das überhaupt keine Probleme macht“, strahlte Volf über den talentierten Braunen mit der breiten Blesse.
Nicht viel besser war‘s um die reicheren Franzosen bestellt, bei denen Vier von Zehn denRotsünder-Turm bevölkerten. Lange hielt sich Volf ganz gegen sonstige Gepflogenheitenaus allem herausund machte miteiner ausgefuchsten Fuhre seinem Dark Lookerst auf den finalen 400 Metern mächtig Dampf. Der vierbeinige Mister Zuverlässig dankte dies mit einem überlegenenSieg -demsechsten dieser Saison indeutschen Landen.Zwischendurchschlug die Stunde von Oxidizer, der seinen zahlreichen Anhängern wegen eines Startrumplers einen gehörigen Adrenalin-Stoß durch die Adern jagte. Rasch von Andreas Gläser unter Kontrolle gebracht, schritt der Wallach 800 Meter vorm Ziel zur Attacke, die selbst dem inzwischen führenden Favoriten Virginias Prime den Atem verschlug. Nichts war’s mit dessen sechstem Saisonsieg, sah er doch vom furios durchziehendenOxizider die Rücklichter zum Schluss nur aus weiter Ferne.
Im einzigen Amateurfahren des Nachmittags war André Pögel fürs bundesdeutsche Championat der Amateure seines eigenen Glückes Schmiedund landete im direkten Duell mit dem hartnäckigsten Rivalen Nick Schwarmaeinen ganz wichtigen Treffer. Stand upmachte ihrem Namen alle Ehre, standvorneweg stramm wie eine „1“ und bescherte ihrem Chauffeur den 21. Saisontreffer. Ergibt für die letzten vier Renntage 2019drei Zähler Vorsprung vor Schwarma, der mit Donna Leone H außen herum „mit offenem Visier“ vergeblich die Wende herbeizuführen suchte und letztlich mit Platz drei hinter Ildikó zufrieden sein musste.
Eingestimmt wurden die Wetter mit demerwarteten Erfolg von Idony. Auf demdurchweichtenTerrain bekam die Love-You-Tochter von Thomas Panschow eineSchlammpackung im Fahrwasser der sofort in Front gedüsten Merete verschrieben und verabschiedete sich ander letzten Ecke leichten Schrittes zum dritten Erfolg.Die letzte Schleife des Mariendorfer Rennjahres holte sich Roman Matzky mit Chimichurri, der nach 900Meterndas Kommando vom anspringenden Derby-Teilnehmer Mister B erbte, auf dem Rest des Weges richtig Pfeffer gabund auch beim zweiten Start seiner Laufbahn nicht zu boxen war. Der großrahmige Fuchsaus dem kleinen Lot des seit Jahrzehnten aktiven Andreas Marxwar in 1:17,4 viel leichter daheim, als die eine Länge Vorsprung vor Salvedonatella aussagen mag,und lässt für 2020, wenn‘s für ihn mit seinem Besitzer vermehrt in Amateurfahren gelten soll, einiges erwarten.
Viel üppiger als befürchtet waren am ungewohnten Weihnachts-Vormittag die Totokassen gefordert.Etwas mehr als 13.000 Euro pro Rennenschluckten siein Deutschland. Auch jene der französischen PMU hatten gut zu tun, obwohl die Mariendorfermit ihren ersten drei Rennen in Frankreich Alleinunterhalterder Equidia-Sendung waren..
Umsatz bei 9 Rennen:118.838,18 Euro (incl. 88.873,93 Euro Außenumsatz)
Umsatz PMU (Rennen 1 bis 6):1.331.569,74 Euro
Nächster Renntag des BTV: Sonntag, 12. Januar 2020