Andre Pögel und Izzy’s Newport holen sich den Advents-Pokal
Den Amateuren vorbehalten war der letzte Höhepunkt des Mariendorfer Rennjahres, und selten hat sich der alte Spruch, ein jeder sei seines Glückes Schmied, so bewahrheitet wie im Fall dieses Advents-Pokals.
Im Vorlauf nach ständiger Führung auf den letzten Metern von Iron Creek eingefangen, mit dem sich Sarah Kube schon mit dem Ehrenplatz zufrieden gegeben hatte, „aber dann wollte der mental enorm starke Fuchs unbedingt gewinnen und hat von sich aus die entscheidende Schippe draufgepackt“, war Andre Pögel im Finale mit der identischen Taktik, frisch von der Leber vorneweg zu marschieren, nicht zu ballern. Es passte gut, dass der 46jährige für die Pediküre von Pferden zuständig, sprich gelernter Hufschmied ist. Des Vorlauf- und Finalrätsels Lösung lieferte er im Winner Circle: „Ohne Eisen ist Izzy’s Newport ein ganz anderes Pferd, aber zweimal am Tag barfuß laufen lassen konnten wir ihn nicht. Obwohl sehr leicht, war ihm der Aluminium-Beschlag im Vorlauf eben das entscheidende Quäntchen zu viel. Zudem trat er beim zweiten Mal mit Klappzaum statt mit Backenfellen an“ und war in dieser veränderten Aufmachung von Iron Creek nicht einzuholen, obwohl der bei der Zweitauflage im Vergleich zum Qualifier den sehr viel ökonomischeren Vortrag verschrieben bekam. Sofort im Rücken des von Wolfgang Nimczyk vorbereiteten Muscle-Mass-Sohnes aus Peter ter Borghs Zucht verstaut, prallte er mit seinem Umsturzversuch regelrecht ab. Dem von Jean-Pierre Dubois gezüchteten Fuchs blieb der Ehrenplatz sieben Längen vor Major Ass, der sich nicht unerwartet als Bester des Zulagen-Bandes vor seinen „Band-Kameraden“ Paris Turf und Perfect Hall entpuppte. Simon Siebert und der „Major“ hatten schon in ihrem, dem 2. Vorlauf für basses Erstaunen gesorgt, als sie mit tollem Endspurt den durchweg das Tempo vorlegenden Paris Turf um ein Haar bzw. einen „Kopf“ fast erwischt hätten. Für Andre Pögel, seit Jahr und Tag einer der profiliertesten deutschen Amateure, könnte dieser Advents-Coup Gold wert sein: Mit nunmehr 20 Saisonsiegen baute er seinen Vorsprung auf vier Zähler aus. Allzu viele Chancen, den Spieß noch umzudrehen, hat Nick Schwarma nicht mehr. In schlechter Erinnerung wird Linda Matzky diesen 3. Advent behalten. Ihr Red Attack wurde nach zwei Fehlstarts immer unwirscher, entledigte sich beim dritten Versuch beim Eindrehen seiner Steuerfrau und drehte ein paar einsame Bahnrunden. Während der Fuchs bald ohne größere Blessuren dingfest gemacht werden konnte, wurde die gestürzte Linda sicherheitshalber zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus transportiert, wo sich - Glück im Unglück - außer Prellungen und Stauchungen keine ernsteren Blessuren offenbarten. Mit dem souveränen Erfolg von Timoka Corner, bei dem er Start-Ziel Regie führte, eröffnete Thorsten Tietz den Renntag bei strahlendem Sonnenschein. Weniger gestrahlt haben dürften seine Anhänger, denn für mehr als 20 Prozent Rendite - die allerdings ohne Nervenkitzel - war die trabsichere Braune nicht zu haben. Der unmittelbare Nachschlag misslang dem 42jährigen, weil ihm Fandjo kurz nach dem „Ab“ einen rund 30 Meter kostenden Patzer machte. Da auch Beebee BR und Chillamoi aus dem ersten Band nicht zum Traben zu bewegen waren, war Otto Cash früh mutterseelenallein auf weiter Flur. Das nützte Michael Nimczyk weidlich, obwohl es am Ende gegen den einen Riesenlauf hinlegenden Fandjo noch einmal höllisch eng und allerhöchste Zeit wurde, dass der rettende Hafen in Gestalt des Zielpfostens kam. Für Otto war’s der erste Sieg der Karriere, für den alten und neuen Goldhelm der 155. der laufenden Saison. Weil’s so gut geklappt hatte, erlöste er mit Treffer 156 im Rennen der Franzosen-Traber auch den erstmals in Deutschland weilenden Encore Sun bei dessen 28. Versuch vom Sieglosen-Status. Dazu bedurfte es einer ausgefeilten Fuhre Nimczyks, der sich Dominik und Fighter Pilot auf den letzten 600 Metern beharken ließ und aus deren Windschatten nach Dominiks Ausfall zu Beginn der Zielgeraden mit dem „kämpfenden Piloten“ ziemlich kurzen Prozess machte. Dritte Fahrt, dritter Sieg hieß es für den Willicher im „Internationalen“ für die Spitzenklasse, in dem er Adonis CG mit der „1“ hervorragend aus dem ersten Band abbrachte und weder von dem in seinem Wind- schatten perfekt untergekommenen Glaedar noch vom ab 700 Meter vorm Ziel attackierenden Gobelin zu erschüttern war. So knackig war der letzte Abschnitt, dass die Zulagenpferde Mighty Hanover und Helios nie in die engere Entscheidung einzugreifen vermochten. Lange sah es für den 33jährigen danach aus, als würde es durch Virgill Hazelaar ein perfekter Sonntag. Bis in den Einlauf führte der Favorit unangefochten und kam dennoch nicht nach Hause. Monströs debütierte die von Heinz Wewering vorgetragene Pat Austin, die sich vor dem Flügel des Startautos erschreckt hatte und mit rund 30 Metern Rückstand auf ihre erste Reise ging. Die Dreijährige, die den Kontakt bald wieder hergestellt hatte, flitzte auf der Überseite pfeilschnell an Virgills Flanke und zwang ihn, an dem sich auch flat rate hall mit dem letzten Schritt vorbeiraufte, in famosen 1:16,8 um eine Länge in die Knie. „Eine Stute fürs kommende Jahr, die noch ein wenig misstrauisch und grün ist, aber ihren Weg machen wird“, resümierte der „ewige Goldhelm“ nach seinem 16.911. Sieg.
Erfreulich offen waren die Taschen der Wetter. Bei Kassensturz waren pro Rennen 13.724,20 Euro durch den Totalisator geflossen, was sicher zum gerüttelten Maß daran lag, dass die Mariendorfer an diesem Sonntag Deutschlands trabrennsportlicher Alleinunterhalter waren.
Umsatz bei 8 Rennen: 109.793,56 Euro (incl. 73.539,16 Euro Außenumsatz) Nächster Renntag des BTV: Mittwoch, 25. Dezember 2019 – PMU-Matinée