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    Isla und Toto Barosso holen die ersten Kronen

    Tim Schwarma und Johan Untersteiner feiern mit ihren Schützlingen in den beiden Breeders-Crown-Hauptläufen triumphale Erfolge. Alle vier Entlastungen gehen an das Team von Michael und Wolfgang Nimczyk. In den Qualifikationsläufen für die Amateur-Europameisterschaften erobern sich Emma Stolle und Peter Platzer gute Ausgangspositionen. 

    In den Tagen zuvor war es in der Hauptstadt noch unangenehm nasskalt gewesen  und im Vorfeld schienen sogar Schnee- und Graupelschauer im Bereich des Möglichen zu liegen. Doch genau rechtzeitig zum Auftakt des neben dem Derby wichtigsten Ereignisses des deutschen Trabrennsports hatte der Wettergott ein Einsehen und legte den Schalter um. Bei nunmehr deutlich milderen Temperaturen ließ sich sogar die Sonne blicken. Der imaginäre Vorhang ging auf und die Bühne war bereit für die reiferen Vierbeiner-Cracks, die am ersten Tag der Breeders Crown voll und ganz im Mittelpunkt standen. In den beiden Hauptläufen der Fünf- bis Siebenjährigen ging es inklusive der Züchterprämie um jeweils rund 48.000 Euro Preisgeld. Die Stuten machten den Anfang – ein prominentes Feld begab sich auf die Reise. Aber obwohl sie 2022 bereits eine Krone ergattert hatte, wurde die von Tim Schwarma präsentierte Isla nur als zweitlängste Außenseiterin gehandelt. Angesichts der starken Konkurrentinnen traute das Publikum der in den Farben der Familie Kuhsträter laufenden Dunkelbraunen den Erfolg nicht so recht zu. Und genau dies sich am Ende als gravierender Fehler!

    Denn Isla, die sich ja bereits bei ihrer Gelsenkirchener BC-Generalprobe großartig verkauft hatte, wuchs zur 17,5-fachen Quote einmal mehr über sich hinaus. Während Robin Bakker mit Riet Hazelaar rasch die Spitze übernommen hatte, ordnete sich Tim Schwarma mit der Stute zwar nur an fünfter Stelle innen ein und Isla blieb bis 500 Meter vor dem Ziel völlig unauffällig. Aber genau das war der Schlüssel zum Erfolg, denn Tim Schwarma sicherte seiner Schutzbefohlenen auf diese Art die entscheidenden Reserven. „Als ich ihr dann ausgangs des Schlussbogens den Kopf freigab, hatte ich sofort ein gutes Gefühl und spürte: Jetzt packen wir auch Riet Hazelaar!“, schilderte der 32-Jährige die entscheidenden Momente des Rennens bei der anschließenden Siegerehrung. In der Tat: Nach Erreichen des Einlaufs machte Isla, die bis zu diesem Zeitpunkt noch hoffnungslos eingebaut zu sein schien, in Windeseile Meter um Meter gut und fing die tapfere Riet Hazelaar in starken 13,6/1.900m sehr sicher mit einer Länge ab. Das dritte Geld ging an Pastors Girl (Robbin Bot), der im Rücken von Riet Hazelaar jeder unnötige Meter erspart geblieben war. Für Islas Besitzer Paul Kuhsträter war die hohe Quote seines vierbeinigen Stars natürlich unerklärbar: „Ich verstehe es nicht – Isla wird trotz ihrer großartigen Leistungen immer wieder unterschätzt. Aber ich habe unmittelbar vor dem Start einfach nur gedacht: Hauptsache, sie zeigt es gleich ihren Gegnern!“

    Nicht ganz so hoch wie im Stuten-Hauptlauf, nämlich nur 3,6-faches Geld, waren die Odds beim Sieg von Toto Barosso und Johan Untersteiner im Pendant der Hengste und Wallache. Obwohl die Papierform nicht optimal aussah, wurde der Ready-Cash-Sohn von den Zuschauern aufgrund seiner großen internationalen Erfahrung als chancenreich eingestuft und dies sollte sich auf eindrucksvolle Art und Weise bewahrheiten. Denn obwohl der Wallach einen fast schon ruinösen Verlauf erwischte und das gesamte Rennen in der Außenspur bestreiten musste, fing er seinen Gegenspieler Jimmy Ferro BR (Alessandro Gocciadoro), der im trotto.de-Bogen das Kommando übernommen hatte, in der Tagesbestzeit von 13,2/1.900m mit einer winzigen Nüsternbreite ab. Auch der drittplatzierte Ito, dem Jochen Holzschuh mit viel Umsicht an der Innenkante alles passend serviert hatte, verdiente sich eine exzellente Note. Johan Untersteiner war jedenfalls von seinem in den Farben der Leif Bergwall AB trabenden Braunen hellauf begeistert: „Toto Barosso ist kein Schnellstarter und findet daher in Schweden stets sehr anspruchsvolle Aufgaben vor. Es ist immer schwierig, von hinten viel Boden gutzumachen. Aber er gibt nie auf und hat heute gezeigt, was er leisten kann!“   

    Neben den beiden Hauptläufen wurden vier Entlastungen ausgetragen. Sie entwickelten sich für das Team von Michael Nimzyk und seinem Vater Wolfgang zu einem regelrechten Festival, denn sie gewannen mit ihren Schützlingen alle vier Prüfungen. Für die vom Junior selber gesteuerte  Kyriad Newport war die Aufgabe natürlich ein Elfmeter ohne Torwart und sie trat als logische Konsequenz zum Geldwechselkurs von 1:1 an. Ihre Anhänger mussten keinen Moment zittern. Die Vorjahres-Hauptlaufsiegerin ging eine Runde vor dem Ziel nach vorne und die restlichen 1.200 Meter waren für die Braune nur noch eine bessere Trainingseinheit. Nahezu identisch war der Rennverlauf für die ebenfalls vom Goldhelm vorgetragene Romanze, die zur 1,1-fachen Quote absolut herausstach und mit großer Autorität gewann. Beim Erfolg des gleichfalls auf dem Nimczyk’schen Kaiserhof beheimateten Waldgeist hatte Robin Bakker die Fahrleine in die Hand genommen. Der sechsmalige Derby-Sieger servierte dem Wallach einen Traumverlauf als zweites Pferd innen und Waldgeist bedankte sich dafür mit einem feinen Schlussakkord. Der Entlastungstreffer Nummer vier war dann wieder durch den Goldhelm höchstpersönlich fällig, denn der Champion führte Purple Rain zu einem von der Spitze aus offensiv herausgefahrenen Triumph.   

    Die Amateurfahrer trugen die ersten beiden der insgesamt vier Qualifikationsläufe für die im nächsten Jahr getrennt voneinander stattfindenden Europameisterschaften der Damen (auf Malta) und der Herren (in Belgien) aus. Beide Läufe waren mit lukrativen 6.000 Euro Preisgeld dotiert. Der Sieg in der ersten Qualifikation ging an Peter Platzer und My Way Fortuna. Und zwar in hochüberlegenem Stil: Der Hengst übernahm sofort die Führung und degradierte seine nur hauchdünn voneinander getrennten und allzu heftig unterstützten Verfolger Mighty Meerswal (Jani Rosenberg) und DeAngelo ForChildren (Tom Karten) letztendlich zu Statisten. Der zweite Lauf entwickelte sich zu einem Gala-Auftritt von Emma Stolle und Eclectic, die zur 14,8-fachen Quote sträflich unterschätzt worden waren. Die Stute hatte bereits bei ihrem Sieg im September bewiesen, was sie kann. Und nachdem Emma Stolle sie in der Startphase sofort in den direkten Windschatten des Piloten Honey Bear (Julia Holzschuh) geführt hatte, erfolgte die punktgenaue Landung. Genau auf der Linie hatte Eclectic Honey Bear kalt erwischt.   

    Der sicherlich emotionalste Augenblick der Veranstaltung war die Verabschiedung eines der besten deutschen Rennpferde der letzten Jahre – nämlich Halva von Haithabu, der in seiner Karriere exakt 193.416 Euro Rennprämie verdient hatte und zeitweilig Mariendorfer Bahnrekordhalter war. Sein letzter großer öffentlicher Auftritt sorgte nun bei seiner Pflegerin Lea Holtermann und dem Besitzerehepaar Pohlmann für etliche Tränen und auch im Publikum blieb sicherlich nicht jedes Auge trocken.  Außerdem rundeten der achte Lauf der MiniTraber-Challenge und drei weitere Prüfungen den sportlich hochklassigen Termin ab. Die Ergebnisse in chronologischer Reihenfolge: Der seltene Mariendorfer Gast Stefan Schoonhoven durfte sich über einen Erfolg von Mon Amie freuen. Der unterwegs eher unauffällige Wallach drehte auf der Zielgeraden richtig auf und fing die 59:1-Riesenausenseiterin Nikki Greenwood (Michael Hönemann) mit dem allerletzten Schritt ab.

    Genau konträr war der Verlauf für Ostwind Bo und Ronja Walter im Monté. Deutschlands beste Reiterin bewies schon auf den ersten Metern konsequenten Offensivgeist und ihr Schützling gewann mit der halben Bahn. Den Schlusspunkt unter den ersten Breeders-Crown-Tag setzte Alexander Kelm mit Larry Leisure. Der Wallach erwischte einen blendenden Start und gab das sofort eroberte Kommando bis ins Ziel nicht mehr ab. Verblüffender Weise war Larry Leisure auf keinem V7+-Tippschein mehr notiert, sodass sich im nicht getroffenen ersten Rang ein Jackpot in Höhe von 9.578,63 Euro ergab. Er wird bereits am zweiten Breeders-Crown-Tag ausgespielt. Die Garantie für die V7+ erhöht sich dann zudem auf 30.000 Euro.                 

    Gesamtumsatz: 195.872,28 Euro. Bahnumsatz: 78.824,35 Außenumsatz: 117.047,93 Euro. 

    Unser Terminhinweis: Am Sonntag, dem 22. Oktober findet der zweite Tag der Breeders Crown auf der Mariendorfer Bahn statt. Beginn ist um 12.30 Uhr. Im absoluten sportlichen Mittelpunkt stehen die sechs Hauptläufe der zwei- bis vierjährigen Pferde.