Tsunami Diamant in der 12,8-Tagesbestzeit
Der von Robbin Bot gesteuerte Hengst bezwingt seinen Trainingsgefährten Norton Commander problemlos. Dessen Fahrer Michael Nimczyk hält sich mit drei Siegen schadlos. Erster Karriereerfolg für Janis Grundhöfer.
Ein größtenteils blauer Himmel über der Derby-Bahn und ein volles Zehn-Rennen-Programm: Der Februar-Ausklang machte bereits mächtig Geschmack auf das, was in den kommenden Wochen und Monaten folgen wird. Denn schon bei der nächsten Mariendorfer Veranstaltung steht der Auftakt der Silber- und Newcomer-Serien im Blickpunkt und dann geht es Schlag auf Schlag mit Highlights wie zum Beispiel dem Fritz-Brandt-Rennen weiter. Im Vergleich dazu waren die Prüfungen an diesem Sonntag eher durchschnittlich dotiert – doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die auf der Sandpiste gezeigten Leistungen waren exzellent und es wurde weit mehr geboten als das, was man geläufig als Alltagssport bezeichnet. Vor allem das international ausgeschriebene Hauptrennen war vorzüglich besetzt, gaben sich doch unter anderem Schwerverdiener wie Tsunami Diamant (Robbin Bot) und Norton Commander (Michael Nimczyk) die Ehre. Beide Vierbeinerhelden hatten zuvor bereits weit über eine halbe Million Euro Preisgeld einkassiert.
Und diese beiden Traber bestimmten dann auch tatsächlich das Geschehen. Mit schnellem Antritt sicherte sich Tsunami Diamant sofort die Führung vor seinem Trainingsgefährten. Als Robbin Bot die Fahrt vor den Tribünen auf 16,9 drosselte, ergriff Michael Nimczyk die Initiative und Norton Commander zog an die Spitze. Gustavson Be (Victor Gentz) blieb dicht dahinter auf Tuchfühlung, Während dieses Trio klar den Ton angab, konnten sich die am Ende viert- und fünftplatzierten Willow Bay Evert (Jorma Oikarinen) und Rainbow Diamant (Heinz Wewering) nie entscheidend in Szene setzen. In dieser Formation ging es im Gänsemarsch Richtung Zielgerade und lange Zeit kam kaum Spannung auf. Doch die letzten 300 Meter entschädigten das Publikum reichlich, denn der zur 4,7-fachen Siegquote krass unterschätzte Tsunami Diamant setzte zum Wirbelsturm an und ließ Norton Commander in der Tagesbestzeit von 12,8/1.900m mit einer Länge Vorsprung keinen Stich. Für den Ehrenrang wurde es dagegen denkbar eng, denn Norton Commander rettete sich nur mit wenigen Zentimetern Vorteil vor dem imposant sprintenden Gustavson Be über die Linie.
Der gegen Robbin Bot unterlegene Michael Nimczyk konnte sich dafür aber mit drei Tageserfolgen schadlos halten. Der klarste Favorit der gesamten Veranstaltung – nämlich der zur Quote von 1,0:1 gehandelte Kronos Centaur – brachte seine Anhängerschar allerdings mächtig ins Schwitzen. Denn der Wallach blieb bei seinem Vorstoß vor den Tribünen in dritter Spur hängen und kam aus dieser schwierigen Lage partout nicht mehr weg. Die Niederlage schien also vorgezeichnet zu sein. Doch mit einer phantastischen Moral kämpfte sich der Wallach trotzdem an der Pilotin Naemi Dream (Victor Gentz) vorbei und als obendrein sowohl Thai Soho (Andreas Gläser) als auch Idalo d’Auvillier (Thomas Reber) in aussichtsreicher Lage ansprangen, wurde das eigentlich schon für unmöglich Gehaltene dann doch noch Realität und Kronos Centaur durfte auf die Ehrenrunde gehen. „Es gibt wohl nur ganz wenige Pferde, die solch einen Rennverlauf meistern!“, lobte Michael Nimczyk seinen Schützling.
Nur 25 Minuten später durfte sich der Goldhelm erneut freuen, denn mit Kathy Scott rang der bundesdeutsche Champion Bonanomi CG (Alexander Kelm) hauchdünn nieder. Dies war bereits ein echter Finish-Krimi – aber wenig später wurde es für Michael Nimczyk mit dem ebenso wie Kathy Scott in den Farben von Karin Walter-Mommert laufenden Midsommer records mindestens genauso spannend. Denn auf der langen 2.500-Meter-Distanz schien der Fünfjährige an dritter Stelle innen noch zu Beginn der Zielgeraden hoffnungslos in der Falle zu sitzen und keine Möglichkeit zum Angriff zu finden. Doch dann öffnete sich doch noch rechtzeitig eine Passage und Midsommer records stürmte mit einer Halslänge an Timberlake Diamant (Victor Gentz) und dem bis Mitte des Einlaufs führenden Julnick Shark (Tim Schwarma) vorbei.
Ebenso wie Michael Nimczyk konnte sich auch Victor Gentz über einen gelungenen Nachmittag freuen, denn der Profi punktete als Fahrer doppelt und als Trainer sogar dreifach. Nach zwei guten Platzierungen war für seinen Schützling Maze Craze Ass nun der erste Volltreffer fällig. „Er ist zwar noch ein wenig hitzköpfig – aber ich hätte nichts dagegen, wenn es mit ihm so toll weitergeht“, freute sich Gentz bei der anschließenden Siegerehrung. Während des Rennens hatte sich der Wallach der Familie Siebert sein ungestümes Temperament aber nicht anmerken lassen – er gewann völlig souverän Start-Ziel. Auch Victor Gentz‘ zweiter Tagessieger Germinal legte gleich zu Beginn flott los, konnte aber trotzdem nicht die Spitze erobern und musste zeitweise mit der zweiten Spur Vorlieb nehmen. Mit bärenstarkem Einsatz riss der Braune mit den letzten Schritten das Steuer gegen den Seriensieger Hangoun du Bocage (Thomas Reber), der das Feld auf der Schlussrunde angeführt hatte, dennoch herum.
Vor einer tollen Zukunft scheint die von Josef Franzl trainierte und gesteuerte Siena zu stehen. Das Publikum hatte ihr die Januar-Galoppade verziehen und sie zur anderthalbfachen Siegquote auf den Favoritenthron gehoben. Und diese Einschätzung erwies sich als goldrichtig – denn was die Stute dann ablieferte, glich einer Demonstration. Siena schoss sofort nach vorne und führte das Feld stets mit deutlichem Vorsprung an. Lediglich Halma Venus (Thomas Heinzig), die sich ebenso wie Siena eine vortreffliche Note verdiente, konnte ihr tapfer folgen, besaß jedoch drei Längen hinter der Siegerin keinerlei Konterchance. Ebenso überlegen trumpfte Thomas Panschow mit Gino auf, der einmal mehr bewies, dass er glattgehend eine Macht ist. Der im Besitz von Adrian Meinicke und Bernd Nebel befindliche Wallach übernahm schon nach wenigen Metern das Kommando und duldete im weiteren Verlauf nicht die geringste Opposition.
Den 26. Februar wird Janis Grundhöfer sicherlich noch lange in guter Erinnerung behalten. Denn der 21-jährige Amateurfahrer feierte mit Hot Dansk Dynamite den ersten Sieg seiner Sulkykarriere. Nach einem rasanten Auftakt gab sich der im Berliner Ortsteil Lichterfelde lebende Sportler zwar kurzzeitig mit Rang drei zufrieden, trat dann aber entschlossen auf das Gaspedal und beorderte seinen Schützling zu Beginn der Schlussrunde endgültig an die Spitze. Fortan wurden die Schritte des Wallachs immer länger und er knöpfte er seinen Gegnern bis zur Linie ganze vier Längen ab – ein mit beeindruckender Autorität erzielter Erfolg. Lediglich mit einer Halslänge Vorsprung trumpfte Caroline Grevenig mit His Highness S im zweiten Amateurfahren der Veranstaltung auf. Die Amazone startete eine gute Runde vor dem Ziel einen beherzten Angriff und ihr Schützling gab die eroberte Führung bis zum Zielpfosten nicht mehr ab, obwohl ihm der Riesenaußenseiter Charmane (Johanna Plankl) noch gefährlich nahe kam.
Gesamtumsatz: 116.582,65 Euro. Bahnumsatz: 32.044,30 Euro. Außenumsatz: 84.538,35 Euro.