Mit zarter Hand
Anna-Lisa Kunze und Emma Stolle holen sich die beiden Amateurprüfungen. Bei den Profis ist Thorsten Tietz der einzige Doppelsieger.
Elf spannende Prüfungen und gleich im Auftaktrennen richtig Pfeffer in der Partie. Die Frage war: Gelingt André Pögel der 500. Treffer seiner glanzvollen Amateurkarriere – oder muss er doch noch ein wenig auf das Jubiläum warten? Bei kühlen, aber frostfreien Witterungsverhältnissen war im Publikum also auf Anhieb mächtiges Interesse am sportlichen Geschehen vorhanden. Und die Antwort fiel ziemlich deutlich aus: Mit dem auf dem Wettmarkt nur an dritter Stelle gehandelten Jauß-Traber Pogba legte der gelernte Hufschmied zwar eine exzellente Fahrt hin, die mit einem verdienten Ehrenrang belohnt wurde. Aber gegen den von Anna-Lisa Kunze in 15,3/1.900m gekonnt vorgetragenen Parom, der das Geschehen Start-Ziel beherrschte und seiner aktuell in toller Form agierenden Fahrerin einen imposanten Treffer bescherte, besaß Pogba trotz tapferem kämpferischen Einsatz letztlich dann doch keine reelle Siegchance und war um anderthalb Längen geschlagen..
Sogar noch eindeutiger als der Sieg von Parom gestaltete sich der Erfolg von Emma Stolle mit Eye Catcher C (10,3:1) im zweiten Amateurfahren der Veranstaltung. Der Wallach zündete seinen Turbo auf der Tribünengeraden und leistete das weitere Pensum in 15,2/1.900m geradezu spielerisch ab. Ganze fünf Längen trennten ihn von den Verfolgern. Zuvor hatte sich Emma Stolle ebenso wie Marlene Matzky sogar in die als offenes Rennen ausgetragene und als „Winter-Pokal des VDT“ benannte internationale Klasse gewagt. Die vom VDT-Vorstandsmitglied Wolfgang Rohde übergebenen Ehrenpreise durfte allerdings keine der beiden Amazonen in Empfang nehmen, denn sie konnten mit ihren Außenseitern nicht punkten. Die Prüfung wurde stattdessen eine glasklare Angelegenheit für Michael Nimczyk und seinen 1,0-Ultrafavoriten Mister Ed Heldia, der eingangs des ersten Bogens die Führung übernommen hatte und in der Tagesbestzeit von 14,3/1.900m einen eisernen Taktstock schwang. Auch Karel G Greenwood (Alexander Kelm), der sich auf der Gegenseite aus dem hinteren Mittelfeld heraus an die zweite Position verbessert hatte, verdiente sich eine gute Note.
Ein Start, ein Sieg: So lautete am Ende des Tages die Bilanz des Topfahrers Jörgen Sjunnesson, der aus seiner schwedischen Heimat, wie schon vor zwei Wochen, extra nach Berlin gereist war, um Claudia Eilenbergers Wallach Global Commission im Rennen zu steuern. Der Skandinavier überhastete nichts und begnügte sich auf der langen 2.500-Meter-Distanz zunächst mit der Position vier, während Thorsten Tietz mit Captain Olaf an der Spitze mächtig Gas gab. Bis weit in die Zielgerade hinein sah es für den Berliner Champion auch gut aus, doch dann rauschte Global Commission, der auf der letzten halben Runde mächtig Boden gutgemacht hatte, unerbittlich heran und gab seinem Kontrahenten in 1:14,8 min. mit einer Länge Vorsprung das Nachsehen.
Sogar noch eine Zehntelsekunde schneller war Thorsten Tietz mit Gino auf der allerdings 600 Meter kürzeren Normaldistanz unterwegs. Der Dunkelbraune der Besitzergemeinschaft von Adrian Meinicke und Bernd Nebel flog in der letzten Kurve heran und rang den ebenfalls vollauf überzeugenden Naidoo (Kornelius Kluth) hauchdünn nieder. Enorm verbessert präsentierte Thorsten Tietz außerdem High Darling, dem zuvor bei 21 Einsätzen lediglich ein einziger voller Erfolg gelungen war. Beim zweiten Start in der Hand des Bronzehelms platzte nun der Quoten – und zwar gewaltig. Die Spitze hatte zwar zunächst Jokerface (Thomas Panschow) übernommen, doch dann trat High Darling auf den Plan. In einem spannenden Endkampf versuchte Joker Face noch, das Blatt zu wenden, biss aber auf Granit. Wenig später hatte Thomas Panschow dann jedoch das bessere Ende für sich. Und zwar in einem erneuten Duell mit Thorsten Tietz. Letzterer hatte sich mit dem Wallach Ostwind aus dem Schlussbogen heraus zwar schon deutlich abgesetzt, doch dann unterlief seinem Schützling urplötzlich eine schwere Galoppade. Des einen Pech, des anderen Glück: Statt Tietz durfte Thomas Panschow mit Kastet auf die Ehrenrunde gehen.
Dank eines Siegjackpots in Höhe von 2.000 Euro zahlte der von Thomas Reber präsentierte Hangoun du Bocage beachtliche 2,8:1 aus. Eine ganz erstaunliche Quote, denn nach zwei überzeugenden Auftritten hätte der Fuchswallach zweifellos als Tipp des Tages gelten müssen. Thomas Reber hat jedenfalls allen Grund, auf den in seinen eigenen Farben laufenden Sechsjährigen stolz zu sein. Lediglich auf der ersten halben Runde ließ er seine Gegner gewähren, zog dann selber nach vorne und trumpfte in 15,6/2.000m hochüberlegen mit vier Längen Vorsprung auf. Die Gewinnklasse der noch wenig routinierten Traber entwickelte sich zu einem Zweikampf. Onamission Sh dominierte das Geschehen mit Tim Schwarma bis in die Zielgerade hinein – doch dann war die von Kornelius Kluth gesteuerte und zur Quote von 11,2:1 krass unterschätze Nice to see you, die dem Piloten wie ein Schatten gefolgt war, in 15,8/1.900m zur Stelle und setzte sich souverän durch.
Mit Mountain Hero lieferte der als Catchfahrer engagierte Dennis Spangenberg eine absolute Glanzvorstellung ab. Da die Papierform des Fünfjährigen nicht gerade überragend aussah, wurde der Wallach auf dem Wettmarkt nur zur 11,7-fachen Quote gehandelt. Doch auf der Piste agierte der Conway Hall-Sohn wie entfesselt, zog zügig an die Spitze und hielt den innen geschonten Jester Tonic (Manfred Zwiener) mit einer halben Länge Vorteil auf Distanz. In dem aufgrund zahlreichender Nichtstarter auf lediglich vier Teilnehmer geschrumpften Abschlussrennen der Veranstaltung hatte Rainbow Diamant aufgrund seiner Klasse mit seinen 20 Meter besser gestellten Konkurrenten leichtes Spiel und setzte sich Mitte der Zielgeraden souverän durch. Für seinen Trainer und Fahrer Heinz Wewering, der einen Tag zuvor seinen 73. Geburtstag gefeiert hatte, war es der Treffer Nummer 16.934 in seiner beispiellosen Erfolgskarriere.
Gesamtumsatz: 137.657,25 Euro. Bahnumsatz: 35.764,00 Euro. Außenumsatz: 101.893,25 Euro.